Ein spannender Gastbericht über das Projekt

«Müllentsorgung in Griechenland» 
von 
Robert Wittmer und seinem SegelExpeditions-Team

Unermüdlich setzen sie sich für die Natur ein und kämpfen gegen die Untätigkeit der griechischen Regierung

Urlaub gebucht, Koffer gepackt, das Flugzeug bestiegen und im Hotel eingecheckt. Jetzt ist alles, was den lieben langen Tag auf dem Plan steht, am Strand zu relaxen und sich vom stressigen Alltag zu erholen. Doch o Schreck! Wie sieht denn der Strand aus? Unter den Liegestühlen spicken Fetzen alter Plastiktüten hervor, im Strandgut findet man Fischernetze und beim Strandburgbauen hält man plötzlich halb verrottete Strohhalme anstatt Sand in der Hand. So hat man sich das bestimmt nicht vorgestellt.

Aber nicht nur wir Menschen sind davon genervt, es gibt jemanden, den es sehr viel schlimmer trifft: Unsere Natur. All der Abfall beeinflusst nicht nur unsere fragilen Ökosysteme negativ, sondern ist auch eine unmittelbare Gefahr für die Tierwelt. Die vielen Bilder von Meeresbewohnern, die in alten Netzen gefangen sind und darin häufig auch sterben, kennt ihr bestimmt schon längst. Und die meisten werden sich die Frage stellen, was man dagegen unternehmen kann.

Wir haben einen Weg gefunden, um aktiv zu werden: Jedes Jahr sind wir während den warmen Jahreszeiten in der griechischen Ägäis unterwegs, um gegen die Verschmutzung der Meere zu kämpfen. Wir reisen umweltfreundlich und emissionsarm auf unserem Segelboot umher, erfassen auf unseren Routen die Sichtungen von Meeressäugern und steuern die Buchten verschiedenster Inseln an, um deren Strände zu reinigen.

Yacht an den Küsten Griechenlands

Und da wird es auch schon schwierig. Denn die Gründe für die verschmutzten Strände sind so vielfältig, wie die Massnahmen dagegen kompliziert sind.

Zum Beispiel ist allein schon die Hauptursache institutionalisiert. So zahlt unter anderem Griechenland weiter Strafgelder in Milliardenhöhe an die EU, anstatt endlich eine funktionierende Strategie zur Entsorgung des Mülls auf die Beine zu stellen.

Touristen hinterlassen viel Müll, so argumentieren viele, die die Vermüllung ihrer Insel rechtfertigen wollen. Klar ist das leider oft so. Doch durch ein umweltfreundliches Entsorgungssystem können auch grosse Mengen Müll wiederverwendet werden, ohne am Ende auf illegalen Müllhalden enden zu müssen. Die Unterstützungsangebote der Europäischen Union haben bisher nur wenige Verbesserungen gebracht. Bis 2020 sollte eigentlich jeder EU-Staat 50 Prozent seines Mülls wiederaufbereiten. Griechenland verfehlt dieses Ziel um Jahre. Das spürt auch jeder, der sich in der dortigen Natur einmal genauer umsieht.

Vor allem die Strände sind von Plastikmüll überflutet. Wer sich ein wenig von den Touristenorten entfernt, stösst leicht auf illegale Müllhalden. Dort entsorgen auch Einheimische mangels besserer Alternativen häufig ihren Abfall. Teilweise findet man solche Orte sogar auf Klippen direkt an der Küste. Es ist daher nicht überraschend, dass der dortige Müll auch in die Meere gelangt.

Yacht an den Küsten Griechenlands

Doch wenn der Müll einmal im Wasser ist, ist es kaum noch möglich, den Müll wieder daraus zu entfernen, das wissen wir aus eigener Erfahrung. Deswegen arbeiten wir vorrangig an den Stränden und befreien diese auf unseren Touren von allerlei Abfällen.

So haben wir neben Fischernetzen, alten PET-Flaschen und deren Deckeln auch alte Schuhe, zerborstene Flaschen und sogar Spritzen gefunden. Dabei kommen bei zehn Stunden Arbeit von uns und unseren Helfern schon mal über 200 Kilogramm Abfall zusammen. Säckeweise wird der gesammelte Müll dann von uns richtig entsorgt.

Müll sammeln in Griechenland

Klingt logisch, oder? Doch leider ist es doch nicht so einfach. Eines Tages fanden wir heraus, dass selbst rechtmässig entsorgter Abfall am Ende häufig wieder dort landet, wo er nicht hingehört -- auf illegalen Müllhalden, die Umwelt erneut verschmutzend und ohne jegliche Aussicht auf Wiederverwertung.

Seitdem versehen wir einige unserer gesammelten Übeltäter mit GPS-Trackern, um durch sie die Wege des Mülls an unterschiedlichen Orten nachzuvollziehen und unbedenkliche Entsorgungsstätten ausfindig zu machen. Doch vielleicht merkst du das schon beim Lesen: Die Mengen an falsch entsorgtem Müll sind riesig, und sie werden ständig mehr. Manchmal kommt sogar uns unsere Arbeit ein wenig vor wie ein Tropfen auf dem heissen Stein: Nur die Auswirkungen zu bekämpfen, hilft uns auf Dauer nicht weiter.

Das wissen wir auch, und wir wissen auch genau, wo wir ansetzen wollen, um den Ursachen auf den Grund zu gehen. Zusätzlich zu unseren bisherigen Aktionen, die wir auch weiterhin durchführen werden, haben wir uns noch drei weitere Projekte zum Schutz unserer Meere überlegt. Dazu gehört unter anderem auch ein Infoblatt über die richtige Müllentsorgung, welches wir mithilfe unserer Nachforschungen erstellen und vor allem auf anderen Booten und Schiffen, aber auch generell zum Beispiel in der Tourismusbranche verbreiten.

Yacht an den Küsten Griechenlands

Unsere Erlebnisse dieses Jahr werden wir ausserdem filmisch dokumentieren. So erzählen wir die Geschichte weiter, die wir in unserem ersten Kurzfilm «Between Beauty and Waste» angefangen haben. Dieser Film wurde zweimal ausgezeichnet und einen Monat lang täglich im Fernsehen ausgestrahlt. Den Film findest du hier.

Zudem wollen wir ein interaktives Primarschul-Lehrmittel kreieren. Das Lehrmittel bezieht sich auf den Lehrplan 21 mit Themen wie Meeresbiologie, Geografie, Nachhaltigkeit und Umwelt. So kann Umweltbewusstsein schon unseren Jüngsten beigebracht werden.

Klingt nach viel Arbeit, die wir da auf uns genommen haben? Das stimmt! Wenn du deswegen uns und unsere Mission unterstützen willst, kannst du gerne an unserem Fundraising auf WeMakeIt teilnehmen.

Robert Wittmer und das Team von SegelExpedition freuen sich, wenn auch du das Projekt unterstützt! 

Hilfst du auch mit? Weitere Informationen findest du unter: www.segelexpedition.ch

Thomas Widmer

Segeln gegen Müll