Vom 19. August bis am 12. September 2021 nahmen BoatDriver-Kapitän Niels Frederiksen und Seglerfreund Sam Moser das abenteuerliche Unterfangen in Angriff. Wie der Polar-Törn war und was die beiden während dieser spannenden Zeit erleben durften, lest ihr in diesem Törnbericht... 


Wir buchen den Polartörn, der uns in arktische Gefilde und auf die sagenumwobenen Inseln des Nordens verschlagen wird. Wir, das sind der BoatDriver-Kapitän Niels Frederiksen und Seglerfreund Sam Moser. Mit einer grossen Portion Abenteurergeist, Seemannsgarn und Piratenattitüde ausgestattet, machen wir uns auf die Spuren der Wikinger, Weltentdecker und Polarforscher!

Spitzbergen: Unser Beginn der Reise

Unsere Reise beginnt auf Spitzbergen, bei den Norwegern als Svalbard bekannt. Wir reisen einige Tage früher an, um diesen Ort genauer unter die Lupe zu nehmen. Unsere Basis liegt in Longyearbyen, ein Ort den man sich ganz leicht als Ende der Zivilisation in den nördlichsten Breitengraden vorstellen kann. Der Hauptort für arktische Forschung schlechthin, liegt in einer kargen Landschaft am Fusse von stillgelegten Kohleminen und versprüht Pioniergeist und eine Stimmung vom Goldrausch am Klondike.

Übersichtskarte Spitzbergen
Übersichtkarte: Spitzbergen

Longyearbyen, der Hauptort der arktischen Forschung. Im Vordergrund die alten Gerüste für den Kohleabbau.
Longyearbyen, der Hauptort der arktischen Forschung. Im Vordergrund die alten Gerüste für den Kohleabbau.

Mit dem ehemaligen Postschiff Polargirl machen wir uns auf zur russischen Bergarbeitersiedlung Pyramiden, der Kohleabbau und somit der gesamte Ort, wurden 1998 stillgelegt. Wir haben Glück und können unterwegs nach Pyramiden im Isfjord Delphine, Finnwale und Belugawale bestaunen.

Auf der Fahrt nach Pyramiden konnten wir unteranderem auch Wale beobachten.
Auf der Fahrt nach Pyramiden konnten wir unter anderem auch Wale beobachten.

Die Polargirl legt am verlotterten Holzpier in Pyramiden an, unsere russischen Gastgeber erwarten uns bereits. Die Guides sind mit Gewehren bewaffnet, es könnten schliesslich Eisbären in der Nähe sein. Wir starten den Rundgang durch die Siedlung und fühlen uns vom ersten Moment an in die Sowjet-Zeit zurückversetzt. Später wird diese Ahnung weiter bestärkt, die Leninstatue auf dem Dorfplatz steht noch. Auf dem Rundgang können wir die Kantine, das Hallenbad, Turnhalle und Wohnhäuser erkunden.

Pyramiden die seit 2000 verlassene russische Siedlung auf Spitzbergen.
Pyramiden die seit 2000 verlassene russische Siedlung auf Spitzbergen.

Auf dem Rückweg nach Longyearbyen macht die Polargirl noch einen Abstecher zum nahegelegenen Gletscher Nordenskjöld, der Gletscher ist mit einer Länger von 15km und einer Breite von 4km ein stolzer Vertreter seiner Art. Abermals haben wir Glück und können vom Schiff aus vier Eisbären dabei beobachten, wie sie sich im Meer direkt vor dem Gletscher tummeln.

Eine Eisbärdame mit ihren beiden Jungen vor dem Gletscher von Nordenskjöld.
Eine Eisbärdame mit ihren beiden Jungen vor dem Gletscher von Nordenskjöld.

Es gibt in Spitzbergen viel zu entdecken und es hat sich gelohnt, einige Tage zusätzlich dafür einzuplanen. Jetzt packen wir jedoch unser Hab und Gut und machen uns auf den Weg zum Hafen, wo die Valiente, unser mobiles Zuhause für die nächsten zwei Wochen, inzwischen angelegt hat. Wir haben viel arktische Luft schnuppern können und freuen uns auf das nächste Highlight unserer Reise: Grönland!

Der 21 Meter lange Motorsegler Valiente
Unser Zuhause für die nächsten 2 Wochen: Der 21 Meter lange Motorsegler Valiente

Die abenteurliche Überfahrt

Wir gehen an Bord und werden von unseren Mitstreitern herzlich begrüsst, wir sind elf Leute, die sich dieser Herausforderung stellen. Die Gruppe, bestehend aus Norwegern, Schweizern und einem Iren, versteht sich prächtig. Wir verstauen unser Gepäck in den Kabinen und bunkern die Vorräte im Bauch des Schiffs. Auf diese Weise gehen wir das erste Mal mit der Valiente auf Tuchfühlung. Der 21 Meter lange Segler mit Stahlrumpf ist für unser eisiges Unterfangen hervorragend gerüstet. Nach erfolgter Sicherheitsinstruktion legen wir ab und führen ein MOB (Man Over Board) Manöver in der Hafenbucht durch, sogleich wird klar: Über Bord gehen und im eiskalten Wasser zu landen, ist keine schlaue Idee. Wir verlassen die Hafenbucht von Longyearbyen und setzen Kurs in Richtung Westen - "Grönland wir kommen".

Svalbard Adieu!
Svalbard Adieu!

Die Ankunft in Grönland müssen wir uns hart erarbeiten. Wir wurden in drei Teams eingeteilt, die gemeinsam mit unseren Skippern für die Wache und Einhaltung des Kurses zuständig sind. Wir arbeiten im rotierenden Schichtbetrieb. Zu jeder erdenklichen Tages- und Nachtzeit stehen wir im Cockpit und halten, soweit es Wind und Wetter zulassen, auf Grönland zu. Auf der langen, fünftägigen Überfahrt nördlich des Polarkreises, bleibt es immer hell. Das Wetter zeigte sich nicht von seiner besten Seite, zumeist war es neblig, eintönig und grau – nur ganz selten schenkt uns die Sonne ihr wärmendes Lächeln. Im etwas monotonen Alltagstrott nähern wir uns Seemeile für Seemeile stetig der weltweit grössten Insel. Die Stimmung auf der Valiente bliebt trotz den widrigen Umständen positiv. Gemeinsam freuen wir uns auf das angestrebte Ziel und schlagen uns weiter durch die Grönlandsee. Am fünften Tag auf Schiff, lichten sich die Wolken und wir erblicken Land. Etwas nördlich vom Kangertittivaq (Scoresbysund) erreichen wir die langersehnte, grönländische Ostküste.

Nach über 5 Tagen endlich Land in Sicht: Grönland
Nach über 5 Tagen endlich Land in Sicht: Grönland

Wunderschönes Grönland

Während unserer Grönland-Expedition bewegen wir uns im Kangertittivaq (Dänisch «Scoresbysund»), das weltweit grösste und längste Fjordsystem. Nicht alle Zweige im weitläufigen Gebiet sind erforscht und kartografiert. Der Entdeckergeist packt uns und wir spekulieren bereits, welche Fjorde und Berge wir nach uns benennen werden.

Übersichtskarte: Kangertittivaq auf dänisch

Übersichtskarte: Kangertittivaq auf dänisch "Scorcebysund", das grösste Fjordsystem der Welt!

1) Der abgelegene Ort Ittoqqortoormiit

Wir gehen ein erstes Mal mit unserem Beiboot in Ittoqqortoormiit an Land (ja, das sind so viele Buchstaben und nein, wir wissen auch heute noch nicht mit Sicherheit, wie der Name der Ortschaft korrekt ausgesprochen wird), der mit Abstand entlegenste Ort Grönlands und Heimat für nur 347 Einwohner (davon 56 Kinder). Uns liegt die Frage auf der Zunge: Was machen die Menschen hier, wenn der nächste Nachbar im isländischen Bolungarvik (mit 484 km Luftlinie Entfernung) wohnhaft ist? Dieser Frage und noch vielen anderen wollen wir auf den Grund gehen.

Valiente in der Ankerbucht von Ittoqqortoormiit
Valiente in der Ankerbucht von Ittoqqortoormiit

Wir werden von der Dorfjugend und zwei dänischen Lehrern herzlich am Quai empfangen und per Handschlag begrüsst. Wir fragen bei den Lehrern nach, ob es aufgrund der Covid-Pandemie vertretbar ist die Ortschaft zu besuchen. Nach einem raschen Telefonat der beiden Lehrer mit der örtlichen Polizei, steht diese auch schon auf der Matte. Brav zeigen wir unsere Reisepässe und Covid-Zertifikate. Spätestens nachdem der Polizist das Gewehr von unserem Guide Björn erblickt, sind sämtliche Sympathien auf unserer Seite – die Pässe und Zertifikate werden nicht mehr so genau inspiziert, denn der nette Dorfpolizist outet sich als Waffennarr und sagt zu Björn «I love guns, I trust you» und hat nur noch Augen für sein Gewehr. Diese Aussage ist unser Startschuss für den Dorfrundgang.

Anreise auf Ittoqqortoormiit

"Einklarieren" auf Ittoqqortoormiit 

Erster Stopp ist eine kleine Einkaufstour im lokalen Supermarkt. Die Reaktionen der Einheimischen auf unsere Anwesenheit fallen unterschiedlich aus: Einige lächeln uns verschmitzt zu, andere ziehen ihre Pullover vor Mund und Nase, um sich vor einer potenziellen Covid-Ansteckung zu schützen. Schliesslich gibt es weit und breit kein Spital. In der Ortschaft ist neben den zwei Krankenpflegerinnen kein weiteres medizinisches Personal und auch keine entsprechenden Einrichtung vorhanden. Anschliessend wird extra für uns der kleine Souvenirshop aufgemacht. Der kleine Laden ist normalerweise geschlossen und öffnet nur an wenigen Tagen im Jahr seine Türen - Ittoqqortoormiit wird jährlich nur von etwa zehn Segelschiffen besucht. Wir decken uns mit kleinen und grossen Andenken an diesen aussergewöhnlichen Ort ein: Postkarten, Plüschrobben, Landkarten aus der Region, Tassen... - ja sogar eine Harpune und eine Hose aus Eisbärenfell wechseln ihren Besitzer.

Die Hauptstrasse von Ittoqqortoormiit mit Blick zur Kirche

Die Hauptstrasse von Ittoqqortoormiit mit Blick zur Kirche

Unser Co-Skipper John mit Harpune und Eisbärenhose

Unser Co-Skipper John mit Harpune und Eisbärenhose

Langsam zieht Nebel auf, daher beschränkt sich unsere Entdeckungsreise auf die kleine Ortschaft. Wegen allfälligem Besuch von Eisbären wäre alles andere zu gefährlich. Vom mutmasslichen Bürgermeister werden wir auf die Helikopterlandeplattform geführt, in der Hoffnung, von dort aus einen Überblick erhaschen zu können. Beim Aufstieg auf den kleinen Hügel, werden uns von viele Fragen beantwortet. Unter anderem jene, die wir uns Eingangs stellten: Hier wird, wie an so vielen Orten auf der Erde, leidenschaftlich Fussball gespielt.

h im entlegenen Ort Ittoqqortoormiit wird emsig Fussball gespielt!

Auch im entlegenen Ort Ittoqqortoormiit wird emsig Fussball gespielt!

Oben auf der Landeplattform angekommen, können wir die Aussicht wegen des Nebels nur teilweise geniessen, bringen aber trotzdem viele weitere Dinge in Erfahrung: Der vorwiegende Beruf an diesem Ort, ist unbestritten der des Jägers. Die alten Inuit Traditionen werden hier noch streng gelebt. Die Landeplattform sei übrigens die Verbindung zum 38km entfernten Flugfeld «Nerlerit Inaat». Zudem habe es hier im Winter sehr viel Schnee  - so viel, dass die Häuser  während den langen Wintermonaten über eine Leiter und durch die Fenster im ersten Stock betreten werden. Ausserdem gäbe es im Dorf eine Kindertagesstädte, ein Altersheim, eine Krankenstation, eine Schule, eine Kirche und einen Polizeiposten. Da wir heute noch die Wikingerbucht erreichen wollen und der Nebel sich weiterhin breit macht, nehmen wir Abschied von unseren neu gewonnen Freunden und begeben uns zurück auf die Valiente. Wir lichten den Anker und machen weiter Fahrt Fjord einwärts.

Blick auf Ittoqqortoormiit
Blick auf Ittoqqortoormiit

2) Eisberge in der Wikingerbucht

Die Reise zu unserem nächtlichen Ankerplatz in der Wikingerbucht wird unseren Abenteurerdrang stillen. Mehr und mehr macht uns der immer dichter werdende Nebel zu schaffen. Wir machen bei diesen schlechten Sichtverhältnissen nur ganz langsam Fahrt und müssen uns zunehmend auf das Radarsystem verlassen. Zudem installieren wir eine Person vorne im Bug mit der wir per Funk in ständigem Kontakt stehen, um auch jenem Eis auszuweichen, welches nicht vom Radar aufgezeichnet wird. Stetig schlängeln wir uns in Richtung Wikingerbucht. Wir halten grossen Sicherheitsabstand zu den Objekten, die auf dem Schirm auftauchen. Noch haben wir die Eisberge nicht im Visier, die Nebelsuppe ist zu dicht, als dass wir einen Blick darauf werfen könnten. Wir mussten den Kurs inzwischen so oft anpassen, dass wir in den stillen Wassern des Fjords ohne moderne Navigationsmittel die Orientierung völlig verloren hätten und fühlen uns inmitten einer der alten unheimlichen Seemannsgeschichten wieder. Mit dem Nebel lichtet sich auch unsere bedrückte Stimmung. Wir nehmen zum ersten Mal einen der unzähligen Eisberge im Kangertittivaq in Augenschein.

Achtung Eisberge!
Achtung Eisberge!

Majestätisch baut sich das massive Weiss vor uns auf. Die ganze Besatzung versammelt sich an Deck und bestaunt mit grossen Augen den Eisberg, welcher nun in ganzer Pracht vor uns steht (alternativ «vor uns schwimmt»). Wir drehen mit der Valiente eine Entdeckungsrunde um diesen Titanen und stellen fest, dass dieses Exemplar vor einiger Zeit entzweibrach. Wir sind fasziniert von der Grösse, den stahlblauen Adern, die sich durch die Flanken ziehen und von den verschiedenen Rillen auf den Seiten, die davon zeigen, wie sich Eisberge im Laufe ihrer Zeit verändern und immer wieder anders im Wasser liegen.

Morgenstimmung im Scorcebysund
Morgenstimmung im Scorcebysund

Begeistert von der spannenden Anreise, erreichen wir spät in der Nacht die Wikingerbucht und setzen Anker. Die Nacht in diesem sicheren Hafen soll uns einige erholsame Stunden spenden. Am nächsten Morgen winkt uns jedoch schon die nächste Sensation entgegen. Bis es soweit sein soll, ist aber Ankerwache angesagt: In der Bucht treibt viel Eis, grössere und kleinere Schollen werden mit dem Bootshaken vom Schiff weggestossen. Ausserdem werden wir Zeuge von einer wunderschönen Morgenstimmung. Das erste Licht am Horizont ist grün – vielleicht rührt der Name Grönland (Greenland) ja daher. Das Wetter könnte nicht besser sein. Wir lichten Anker und nehmen Fahrt auf. Wir biegen beim ersten kleinen Eisberg ab und schon blickt uns ein erstaunter Eisbär entgegen. Bär Ahoi! Wir nähern uns dem Bären sehr langsam. Offenbar hatte dieser Beute gemacht und labt sich an den letzten Überresten. Das Tier wirkt nach der eingenommen Mahlzeit etwas müde und nimmt uns auch nicht als Bedrohung wahr. Was für ein Stück Glück, noch vor dem Frühstück wird uns das perfekte Fotosujet auf dem Silbertablett serviert! Das kann nur ein guter Tag werden! Wir nehmen bei bestem Wetter Kurs in Richtung Jyttes Havn, das bei Milne Land liegt. Milne Land bedeutet «Bärenland» - der Name ist Programm!

Ein Eisbär beim Frühstück!
Ein Eisbär beim Frühstück!

3) Jyttes Havn bei Milne Land mit Eisbären

Während der Fahrt nach Jyttes Havn herrscht allerbeste Polarstimmung auf der Valiente. Wir geniessen die Sonnenstrahlen auf der offenen Lounge, nehmen Eisberge genauer unter die Lupe und in der Kombüse wird einheimisches Büffelfleisch zubereitet. Die Strapazen von der langen Überfahrt von Spitzbergen aus, sind allerspätestens jetzt Geschichte.

Valiente vor einem imposanten Eisberg.
Valiente vor einem imposanten Eisberg.

Skurile Bergketten.
Skurile Bergketten.

Die Landschaft um uns herum verändert sich langsam, die Berge werden höher und kantiger. Am späten Nachmittag erreichen wir die Inselgruppe Milne Land. Wir machen uns auf die Suche nach unserem Ankerplatz für die Nacht. Dabei müssen wir jedoch Umwege in Kauf nehmen, unser Kartenmaterial stimmt nicht mit der Umgebung überein – dort wo ein Seeweg eingezeichnet ist, besteht Land und wir erweitern somit unsere Entdeckungstour um Milne Land. Die Extrameilen lohnen sich jedoch, die Aussicht ist wahrlich imposant. 2000 Meter hohe Berge schiessen aus dem Meer und zeichnen mit ihren scharfen Kanten und Spitzen sowie steilen Felswänden den westlichen Horizont.

Über 2000 Meter hohe Bergketten schiessen aus dem Meer!
Über 2000 Meter hohe Bergketten schiessen aus dem Meer!

Abends kommen wir in Jyttes Havn an und setzen Anker in dieser malerischen Bucht. Da es noch früh ist, begeben wir uns mit unserem Beiboot an Land, um einen kleinen Entdeckungsspaziergang zu machen. Unser Guide Björn (und sein Gewehr) setzt zuerst Fuss auf dieses unbekannte Land und prüft, ob Bären in der Nähe sind. Er gibt grünes Licht und wir folgen ihm auf Schritt und Tritt. Schon bald zeigt uns die karge Landschaft ihre viele "leuchtende" Farben und Vielseitigkeit. Wir kommen aus dem Staunen gar nicht mehr hinaus. Zurück auf dem Schiff begeben wir uns in unsere Kojen und ruhen uns aus für die frühe Abfahrt die um 04:00 Uhr geplant ist.

Vor Anker in der malerischen Bucht von Jyttes Havn.
Vor Anker in der malerischen Bucht von Jyttes Havn.

4) Ingmikertikajik - an Land

"Morgenstund hat Gold im Mund." Wir machen uns auf Richtung Bucht von Ingmikertikajik, wo wir erneut an Land gehen werden. Nach wenigen Stunden erreichen wir unser Ziel. Wir machen einen ausgedehnten Strandspaziergang und stossen dabei auf eine verlassene Siedlung. Ein dutzend lottrige Häuser stehen hier direkt am Strand. Offenbar sind diese nur temporär für die Jagd bewohnt.

Bucht von Ingmikertikajik.
Bucht von Ingmikertikajik.

Moschusochsenschädel.
Moschusochsenschädel.

Lottrige Häuser.
Lottrige Häuser.

Mittags machen wir uns auf den Weg Richtung Charcot Havn, unser letzter Ankerplatz, bevor wir uns auf die Überfahrt nach Island machen. Die Sonne meint es weiterhin gut mit uns. Bei bester Sicht navigieren wir die Valiente südwärts durch ein Meer von Eisbergen. Die vielseitigen Formen und Farben begeistern uns weiterhin, die Kontraste kommen bei Sonnenschein noch besser zur Geltung.

5) Polarfuchs in Charcot Havn

Pünktlich zum Abendessen kommen wir in Charcot Havn an. Wir erspähen an der Küste einen weissen Polarfuchs, den wir mit dem Feldstecher beobachten können – leider entfernt sich das Tier in schneller Geschwindigkeit von uns. Wir begeben uns an Land, um mit Schwemmholz ein Lagerfeuer zu machen und so den letzten Abend in Grönland zu geniessen. Das Wasser ist auf der einen Seite der Bucht zu seicht für das Beiboot. Daher müssen wir die Bucht nochmal durchqueren und können dabei die darin schwimmenden Eisberge von ganz nah beobachten.

Segeln vor einer unbeschreibbaren Kulisse mit zahlreichen Eisbergen und Eisschollen.
Segeln vor einer unbeschreibbaren Kulisse mit zahlreichen Eisbergen und Eisschollen.

Tags darauf machen wir Fahrt Richtung Osten, den Ausgang des Fjordsystems. Die Zeichen stehen leider auf Abschied. Wir geniessen die Fahrt und lassen unsere Erlebnisse Revue passieren. Wir können das Erlebte immer noch nicht ganz einordnen. Die ganze Zeit hier im Kangertittivaq hat sich wie eine völlig andere Welt angefühlt. Eins ist jedenfalls klar: Die hohen Berge mit ihren scharfen Kanten, die intensiven Farben, die imposanten Eisbergen, die riesigen Gletscher, die abenteuerlichen Fahrten durch mystischen Nebel und gefährliches Eis sowie die Ausflüge an diese unerforschten Orte, haben sich tief in unser Gedächtnis eingebrannt.

Mystisch - Majestätisch.
Mystisch - Majestätisch.

Grönland bye bye!
Grönland bye bye!

Fantastisches Island

Nachdem wir den Kangertittivaq verlassen haben, wird die See bereits etwas rauer. Wir steuern Richtung Island und bereiten uns auf eine schauklige Überfahrt nach Isafjördur vor, welche fast zwei Tage dauern soll. Im gewohnten Schichtbetrieb bedienen wir das Steuerrad und halten Ausschau nach Land und Walen. Das Wetter wird wieder grau und neblig. Uns wird klar, wir Glücklichen hatten die sonnigsten Tage in Grönland. Wir erreichen Island in der tiefen Nacht. Sektorenleuchtfeuer leiten uns den Weg in der pechschwarzen Nacht in den Skutulsfjördur, wo die kleine Ortschaft Isafjördur liegt.

Wir liegen zwei Wochen nach unserer Abreise nun im Hafen von Isafjördur. Was für ein Unterfangen, das doch war, bis hierher – über 1400 Seemeilen haben wir seit Spitzbergen zurückgelegt. Wir geniessen einen letzten gemeinsamen Tag, den wir im Fischrestaurant Tjöruhúsið bei Speis und Trank ausklingen lassen. Isafjördur ist eine kleine Ortschaft und somit nicht das Ende der Reise. Einige der Besatzung gehen mit der Valiente weiter Richtung Norwegen, andere nehmen Tags darauf einen Inlandflug vom nahegelegenen Flugfeld aus nach Reykjavik. Wir hingegen haben uns für einen Roadtrip quer durch Island entschieden, um danach im östlichen Seydisfjördur die Fähre der Smyriline Line zu den Färöer-Inseln zu nehmen. Auf den Färöern endet nach insgesamt einem Monat unser «Arktisches-Island-Hopping». Von hier aus reisen wir über Kopenhagen zurück in die Schweiz.


Valiente am Quai von Isafjördur. 



Die alten Häuser von Isafjördur mit Museeum (links) und dem bekannten Fischrestaurant Tjöruhúsið (rechts)


Vulkanaktivität bei Myvattn

Der imposante Wasserfall Dettifoss.
Der imposante Wasserfall Dettifoss.

Von Spitzbergen im hohen Norden (78° N) aus die fünftägige, wilde Überfahrt durch die raue Grönlandsee zum Scoresbysund dem weltweit grössten Fjordsystem und der abgelegensten Siedlung Grönlands Ittoqqortoormiit, um danach Island vom Norden her anzusteuern, ein wirklich spezielles Abenteuer der einmaligen Art...

Übersicht Polarreise 2021
Übersicht Polarreise 2021

Text/Bild: Sam Moser & Niels Frederiksen


Komme auch du mit in den faszinierenden Norden. Wir beraten dich gerne!
niels.frederiksen@boatdriver.ch / +41 33 508 76 91