Egal ob auf dem Wasser, in der Luft oder auf den Strassen, alle haben eine Gemeinsamkeit: Wer in diesen Elementen mobil sein will, muss Prüfungen bestehen. Nino Gossweiler, 22 Jahre, erzählt von seinen Erfahrungen und seinem Weg zum Segelschein.

Nino Gossweiler zieht es schon seit seiner Kindheit aufs Wasser. Das Segelboot auf dem Thunersee sowie die Yacht seines Vaters haben ihn dazu bewegt, die Segelprüfung zu absolvieren. «Da ich dank verschiedener Törns schon viele praktische Erfahrungen auf hoher See gemacht habe, war immer klar, dass ich die Segelprüfung absolvieren will.» Zielstrebend will Nino danach auch die Motorboot-Prüfung angehen. Und zwar so rasch wie möglich.

Schiffsführer von Motorbooten oder Segelyachten müssen zur Erlangung des Führerausweises zuerst eine theoretische Prüfung bestehen, bevor sie von den Experten der kantonalen Schifffahrtsämter auf Haut und Nieren getestet werden. Selbst bei grünem Licht nach der Theorieprüfung spricht der Prüfungsexperte Klartext: «Die Prüfung haben Sie zwar bestanden. Dass Sie auch Schiff fahren können, müssen Sie jetzt erst beweisen!»

Zuerst die Theorie

Vor rund drei Wochen ging es also los. Nachdem das Gesuch gestellt und die Anmeldung für die Theorieprüfung erledigt war, stand bereits das Prüfungsdatum für die Theorie fest. Nino bereitete sich schnell und einfach mit dem bewährten Onlinekurs von BoatDriver auf die Theorieprüfung vor. Die Prüfung fand beim Verkehrsprüfzentrum SVSA in Thun statt. «Ich war erleichtert und habe mich sehr gefreut, dass ich die Prüfung bestanden habe, denn meine effektive Lernzeit war ziemlich kurz», schmunzelt Nino.

In einer Woche zum Segelschein

Bereits nach bestandener Theorie gings direkt aufs Wasser. Zur praktischen Vorbereitung hat Nino den Grundkurs für «Seglerneulinge» von fünf Tagen bei der Segelschule Neuhaus am Thunersee besucht. Während dem fünftägigen Prüfungskurs wurden Grundlagen gelernt: Meteorologie, Verhalten bei Notfällen, Bootstrimm, einfache Navigation, Automatismen im Bootshandling, Hafenmanöver unter Segeln, Manövrieren auf engem Raum, Sturmvorbereitung und Taktik, Mann über Bord Manöver, Bedienung Aussenbordmotoren, Crewführung, Kommunikation an Bord, durchführen von Briefings. «Natürlich lernten wir auch die verschiedenen Knoten und das Leinenwerfen.»

Der fehlende Wind am Prüfungstag

Die praktische Prüfung fand an einem Freitagmorgen statt. Der offizielle Prüfungsstart war um 09.00 Uhr. Der Treffpunkt schon um 07.00 Uhr. Somit war genügend Zeit zum «Einsegeln» und zum Vorbereiten des Schiffes.  Die Prüfung wurde zusammen mit einem weiteren Prüfungskandidaten abgenommen. Peppe und Sämi, die beiden Fahrlehrer, gaben letzte Tipps. «Das Einsegeln war hilfreich und zu diesem Zeitpunkt war noch genügend Wind da.», so Nino weiter.  Als der Experte um 08.30 Uhr eintraf, wurde der Wind immer weniger und somit fiel der Entscheid, die Prüfung mit theoretischen Fragen zu starten.

Der Experte, der die praktische Prüfung abnahm, testete nun das Wissen aus der Theorie nochmals gründlich. «Der Puls stieg dann doch ein wenig, denn die Fragen waren nicht ganz ohne.» Es wurden unter anderem Fragen zum Ankern, zur Grosswetterlage, den Ortskenntnissen auf dem See, zur Sicherheit auf dem Schiff (Schiffe in Not, Manövrierunfähige Schiffe, Schiffszustand) gestellt. Anschliessend wurden die Knoten abgefragt: Kreuzknoten, Roringstek, Schotstek, Mastwurf usw. «Jeder Schüler musste vier der acht Knoten vorzeigen. Es lohnt sich, die Knoten gut zu lernen».

Nach dem theoretischen Teil ging es dann mit der Praxis los. Schon von Anfang an war klar, es hatte wenig Wind, was für eine Prüfung dieser Art eine grosse Herausforderung ist. Dennoch legte die Gruppe für die praktischen Manöver von der Boje ab. Zuerst musste «der Manöverkreis» vorgezeigt werden, anschliessend kam «das Segeln im Halb-Wind-Kurs» und weiter musste um die Boje gewendet werden. Da der Wind abnahm und die Windstärke weniger als die verlangten zwei Beaufort betrug, wurde die Prüfung unterbrochen, konnte aber nach einer halbstündigen Pause fortgesetzt werden.

«Also absolvierte ich den restlichen Teil der Prüfung: Unter anderem war das Manöver «Mann über Bord» mit dabei.», so Nino weiter. Nach vielen Manövern und einer Prüfungszeit von 45 Minuten beendete Nino die Prüfung offiziell und der nächste Kandidat war an der Reihe.
 
Bestanden? Ja oder nein? Die Frage stellte sich Nino auf dem Weg zum Ufer schon ein wenig. «Wir legten das Schiff wieder an und der Experte teilte mir dann endlich mit, dass ich die Prüfung bestanden habe! Ich habe mich wahnsinnig darüber gefreut!»

Das Fazit

Hauptsächlich geht es beim Erlangen des Segelscheines darum, ein Schiff in allen Wetterlagen sicher zu führen und bei unerwarteten Schwierigkeiten, zum Beispiel bei einem Mastbruch richtig zu reagieren. Ebenso muss man Folgendes beherrschen: Segelsetzen, Segelbergen, Anluven, Abfallen, Wenden und Halsen. Die Übungen sind allesamt interessant, weil kein Manöver dem andern gleicht. «Die Ausbildung ist vielseitig und das Erlernen, wie sich das Boot bewegt, wie es sich neigt und krängt ist interessant und macht grossen Spass. Da es wenig Wind hatte, war es schwierig die Manöver perfekt vorzuführen. Das Prüfungsunterbuch war zwar ärgerlich, aber das Wetter ist nicht beeinflussbar. So oder so ich bin überglücklich, den Segelschein in der Tasche zu haben und ich freue mich auf alle künftigen Segelabenteuer», freut sich Nino.

Nino Gossweiler sammelte seine ersten Segelerfahrungen schon früh. Hier mit seinem Optimisten auf dem Thunersee.

Nino Gossweiler sammelte seine ersten Segelerfahrungen schon früh. Hier mit seinem Optimisten auf dem Thunersee.
Nino Gossweiler sammelte seine ersten Segelerfahrungen schon früh. Hier mit seinem Optimisten auf dem Thunersee.

Eine schöne Erinnerung! Der Optimist dient heute als Himbeerbeet im Garten seiner Mutter.
Eine schöne Erinnerung! Der Optimist dient heute als Himbeerbeet im Garten seiner Mutter.